Alle wissen es jetzt besser,
haben es immer gewusst,
und immer gesagt,
und immer gedacht.
So ist es.
Wirklich.
Hundertprozentig.
Genau so, und nicht anders.
Kann gar nicht, echt nicht.
Zweihundert sogar.
Garantiert.
Recht gehabt, siehste.
Was? Du auch?
Kann gar nicht sein,
kann echt nicht sein,
wirklich.
Wo leben wir eigentlich?
Ja wo?
Keine Ahnung, echt nicht,
wirklich.
U.H.
Gedichte
autopoiesis and psyche
Gedichteself-creating
self-evolving
self-maintaining
and a good tennis match.
U.H.
Bar 3
GedichteHintergrundwabernder Soulgesang
über lautstark palaverndem Publikum,
stimmgewirre Klangssuppe
in rauchschwangerem Zigarettendunst.
Versammelte Volksbühnenepigonen,
Autoren, oder sonstwas mit Kunst,
tragen normcoreschwarz im Ton.
in ‚ennuyant as attitude‘ – Facon.
Zwei drallblonde Mittexanthippen,
mit Duttfrisur, goldenen Riesenbrillen,
und musternd abwertenden Großstadtblicken
umschwärmen einen Schauspielstar.
Die Frau, en face, an der Bar,
streichelt sich über ihr Hinterkopfhaar – fortwährend!
It’s too darn hot, summt der Beat,
If you can’t stand the heat,
na, weeste ja.
U.H.
Freitags
GedichteEs dunkelt
und müde wird mein Blick
erschlaffende Glieder.
Das kleine Glück,
ein Bud und
Freddie Freeloader.
Und plötzlich ist Krieg
GedichteEs ist Krieg da draußen und Tod,
und wir stehen stumm und wundern uns,
wie konnte es nur soweit kommen?
Was war davor?
Ja was? Fragen die Toten.
Ja wer? Ist denn nun Schuld an unserem Tod?
Der eine ist’s! Brüllen alle im Chor.
Es ist nur einer! Sonst keiner!
Wir jedenfalls sind es nicht!
Wir tragen keine Schuld!
Wir sind auf der Seite der Guten!
Wir wollten immer den Frieden!
Und doch beschleicht uns das Gefühl,
konnten nicht wir auch was dafür?
Auch wir sind dem Einen in den Arsch gekrochen.
Auch wir haben seinen Odem gerochen.
Auch wir nahmen sein Geld.
Auch wir bewunderten seine Macht und die seiner Genossen.
Jetzt aber tragen wir Fahnen und Pappschilder,
und wir hoffen, dass alles wieder wird wie früher.
Wir wollen ihn zurück, unseren guten alten Frieden,
gebaut auf dem Geld von Autokraten und Bürokraten.
Ach, lasst jenen lieber liegen!
Patriarchat
GedichteSie tragen Uniformen mit Schlipsen dran,
und hocken in hässlichen Räumen (viel Glas),
auf hässlichen Stühlen (viel Leder),
essen Plätzchen, stundenlang,
vor schwarz-weißen Zahlenkolonnen.
Schreibtischstrategen in heroischer Schlacht!
Kampf um den Kunden, so nennen sie das,
ihr Kriegsgeschwätz, mit millionenschweren Plänen,
von Beratern erdacht (to cover their asses),
und Fingerfood im Vorstandscasino.
Sie kommandieren noch immer wie Wilhelm Zwei.
Befehl und Gehorsam in digitalen Revolutionen.
Gewinnmaximierung, Parolen, PR-Kanonen,
dezimale Kleingeisterei (Zehnerpotenz).
Morgenappell! Pimmelvergleich!
Frühling
GedichteKrall‘ meine Hände in das frische Moos,
der Wind trägt knospensüße Luft,
über mir der Gänse schnatternd‘ Flügelschlag,
atme ein den feuchten Erdenduft,
bin ob des Werdens um mich wie benommen –
ich glaub‘, der Frühling ist gekommen.
Zurückimmernur
GedichteKulturbeflissenes Verharren,
in sinnsuchender Vergangenheit.
Repetieren des Immergleichen.
Gähnen. Stöhnen. Langeweilen.
Avantgarde! Avantgarde!
Bürokratisierte Menschreduktion,
Systemsklaventum, machtergeben.
Kretinismus in Willfährigkeit.
Monotonie. Wiederholung. Müdigkeit.
Avantgarde! Avantgarde?
Schade.
ZwoZwo
GedichteIn zerrütteten Zeitgeisttagen,
verrücktes Geschrei.
Rabbatz, Krakeel – millionenfach.
Wunsch nach weg sein,
Sofortverschwinden,
sich befreien, sich entbinden,
von dem entsetzlichen Lärmen dieser Welt.
Magier bestellt!
Klopfte mir dreimal auf dem Schopf.
Jetzt bin ich ein Suppentopf.
Dichterseelen
GedichteIm Augenblick des Dichtens,
dehnt sich die Zeit,
bleibt plötzlich stehen,
in Gedankenfragmenten
der Erinnerung.
Tiefer und tiefer sinken wir,
dem Ergründen ergeben,
schwerelos und ohne Angst,
um im endlosen Dunkel,
unserer Seelen,
Worte wie “Schlonz”
zu finden.
Irren
Gedichte
(Ein Dramolett)
Sage mir, guter Freund,
was muss ich sein,
dass man mir zutraut,
dass ich selber nicht wüsste,
welch‘ Fehler ich hätt‘?
Dass man wahrhaft glaubt,
dass ich selber nicht wüsste,
welch Wille mich bewegt?
Allein das Urteil
fällen die anderen.
Als ob ES so einfach wäre!
Als ob ICH so einfach wäre!
Lasst euch das eine sagen:
ihr irrt komplett!
Ende vom Dramolett!
Zuggedanken
GedichteWindräder rattern.
Ein Zug, der rollt.
Bäume, die flattern.
Wolkendecke streckenlang.
Wir erreichen Berlin.
Spandau genau.
Frag nicht, wohin die Gedanken ziehn‘.
Unerfülltes Begehren,
dieses und jedes mal.
Schön!
Das große moralische Fressen
GedichteWer die Moral gefressen hat,
hei, der hat’s gut.
Den Bauch voller Werte,
und Gutsein im Blut.
Die Leber, die badet gründlich darin,
sittsame Ordnung, bis unter’s Kinn.
Das Hirn denkt stark und überlegen,
allein die Lust hat was dagegen.
Ich gehe zur Arbeit
GedichteIch gehe zur Arbeit.
Den immergleichen Weg.
Seit zwanzig Jahren schon.
Nehme den immergleichen Bus.
Mein Bussitznachbar,
dessen Namen ich nicht kenne,
ist irgendwann tot.
Jetzt fahre ich mit einem anderen Mann.
Er segelt um die Welt.
Erzählt von Schäkeln und den Antillen.
Ich gehe zur Arbeit.
Den immergleichen Weg.
Seit zwanzig Jahren schon.
Ein Blatt fällt vom Baum,
fünf
Zigarettenstummel auf
dem Gehweg vor
mir an
der Bushaltestelle,
tse,
heut’ ist aber auch alles anders!
Nachtgedicht
GedichteSchmerzesleid.
Herzensweit.
Ungescheit.
Ich weiß.
Pinky Natterton
(Wuthering Heights, 1921)
Nachtwachen
GedichteWachliegen
auf einsamer Ebene.
Vertstreckter Nacken.
Zweckloses Dasein
im Dunkelraum.
Zwischen zwei und halb drei.
Zischendes Rauschen,
schnaufendes Brausen,
Gedankenkopfsausen.
Knarzig schmerzendes Hitzeklopfen:
poch, poch, poch, poch, pause, poch!
Versprechen an mich:
Morgen endlich
den Klempner anrufen!
Mein letzter Gedanke
GedichteWas wird mein letzter Gedanke sein?
Ein Lied vielleicht?
Ein Kuss?
Ein Moment vielleicht?
Ein Genuss?
Was wird mein letzter Gedanke sein,
aus all‘ dem Vielen, Lieben, Schönen, Rechten,
dem Bösen, Schweren, schmerzvoll Schlechten?
So viele Blicke,
so viele Glücke,
kleine und große,
Knödel mit Soße.
Entropie und Systemwiederherstellung
Gedichte
Wüten.
Toben.
Wüten.
Toben.
Wüten.
Toben.
Frieden.
Lieben.
Ende.
Punkt.
Über die Liebe
GedichteLiebe,
oh du tiefstes aller Gefühle!
Unerfindlich, bist du, unergründlich.
Erst wenn man dich vom Ende her denkt,
wehleidig daliegt auf dem Sterbebett’,
schmerzlich und einsam all das vermisst,
was man ach so gerne noch hätt’,
dann weiß man, was du wirklich bist:
Ein Brot mit Mett.
Legende vom Poète maudit
GedichteAus dem Bedürfnis heraus wird gedacht.
Sagt Adorno.
Aus dem Gefühl heraus wird Poesie gemacht.
Sagt man so.
Wie aber muss man sein als Poet?
Wie jemand,
der arbeitet von früh bis spät?
der über den Dingen steht?
der schreiend am Straßenrand hockt?
den trunken die Alltagsflucht lockt?
der die Gesellschaft verdreht?
der Worte auf Goldwaagen legt?
der einsam sich und unverstanden fühlt?
der rastlos sich durch die Antike wühlt?
der psychisch mäandert?
der träumerisch wandert,
der gefühlig bewegt, sich selbst
und die Welt darum nicht versteht?
Kurzum: Man weiß es nicht!
Finde und ergründe
das Bedürfnis!
Allein aus ihm heraus,
ist,
was entsteht!
(Percy Palaver, Oktober 21)
Traduction française avec intelligence artificielle :