In der DB Lounge in Frankfurt schlürfe ich einen kostenlosen Automatenkaffee. Vor mir liegt die Zeitschrift “Business Traveller”. Ich blättere lustlos in dem Heft. Der Business Traveller ist so eine Art eigene Klasse, a league of their own, denke ich. Klassen gibt es nicht mehr, sondern nur noch Sinus Milieus. Im Kartoffeldiagramm der Sinus Milieus sucht man ihn allerdings vergeblich, den Business Traveller. Noch! Denn er ist eine große, weltumspannende Kohorte. Es gibt 445 Millionen Business Travels pro Jahr, Tendenz steigend. Ein Boom-Markt mit fantastischen Wachstumsprognosen: 2.000 Milliarden Dollar Umsatz in 2028.
Bilder
Brecht, Bühnenalkohol und Dietzenbacher Existenzialismus
ColumnsBeruflich bin ich wieder viel unterwegs. Die Zeiten allerdings, in denen ich auf Dienstreisen durch nächtliche Arbeiterviertel streifte, um in surrealen Kunst-Performances und stylishen Geheimbars zu landen (Madrid) oder in schummrigen Queerclubs am Rive-Gauche zu blutigen Geburtsvideos mit butchigen Lesben zu schwofen (Le Pulp, Paris), sind vorbei. Ich suche Safe-Spaces! Das sind für mich solche, in denen ich ohne viel Tam-Tam mit Ende vierzig ein entspanntes Bierchen schlürfen und trotzdem ein unverfängliches Abenteuer erleben kann, welches spätestens um neun Uhr endet.
Bildungsbürger Weltverkehr (unsortiert)
CartoonsWas halten Sie von der Zauberflöte?
Zerstreuung, so wichtig,
man wird sonst verrückt, wissen Sie,
überall diese Nöte!
Nichts passt mehr richtig,
Münster Programm: “Give a peace –
Wallenstein!” Klingt anspruchsvoll,
Haben Sie die toten Kinder gesehen?
Rigoletto? Ach, den kenne ich schon!
Die in Gaza, ja, kann man nicht verstehen.
Dreigroschenoper? Zu frivol!
Deutsche Waffen seien es gewesen.
Ich würde ja gerne nach Bochum
ins Schauspielhaus.
na, dieser Hüller wegen.
Irre Frau, ganz toll!
Die Israelis müssten raus?
Pardon? What about Staatsräson!
Jetzt doch die Münster Carmen?
Rechts, Parkett?
Großes Haus?
Man könnte sich doch vertragen.
Bestellen Sie das Pausengedeck?
Stattdessen Kinderleichen in Etagen.
Extra Brezel und zwei Sekt.
So viele Tote, kein Erbarmen.
Münster ist nicht Bochum!
Gebucht? Perfekt.
Ach, diese weltweiten Dramen,
Was? Fünf Stunden der Bizet?
Herrje! Das müssen wir jetzt auch noch
ertragen.
(Und das Handy bleibt aus!)
U.H.
Cartoon Berlin Mitte Assimilation
CartoonsCartoon: Unsichtbare Frauen
CartoonsAlte weiße Männer
CartoonsDon’t feed the trolls anymore!
Kunst, PaintingsLa fin du monde
Gedichte(Torbar Berlin 30.10.2023 avec Claudia Langer)
Ich gehe meiner Arbeit nach,
wie die einfachen Leute.
Ich lese morgens die Zeitung – auf Papier,
und trinke Filterkaffee schwarz.
Ich muss nicht besonders sein
nicht öffentlich, exaltiert und sexuell.
Nicht im Sekundentakt die Welt retten.
Das ist wahrlich nicht sehr originell!
Das macht jeder andere schon!
Das kann ich getrost denen überlassen:
Studierten Künstlerinnen (mit Diplom),
Zahnarztgattinnen und dem Feuilleton.
Aber muss man das denn nicht, als Citoyen?
Gehört die Empörung nicht zum guten Ton?
So zumindest macht es der echte Moralist!
J’excuse, ich bin keiner davon.
Zugucken? Für’s Torbar Publikum keine Option!
Mais, eine mehr oder weniger a la fin du monde?
(Indignierter Blick meines Gegenübers)
“Der Rückzug ins Private gleicht Weltkapitulation!
(Ratloser Blick envers)
Du machst das schon!”
Ute Hamelmann
Adorno und so
KunstQuote
Quotes„The best thing about making art? Every subject opens up a new world for me. I virtually slip through the canvas into another space, context and time and construct a new reality. That is rebellion, transformation – and monstrous fun.“ (Ute Hamelmann)
„Das beste an Kunst? Durch jedes meiner Sujets erschließt sich eine neue Welt. Ich schlüpfe quasi durch die Leinwand in einen anderen Raum, Kontext und Zeit und konstruiere eine neue, andere Wirklichkeit. Das ist Rebellion, Transformation und monströse Freude!“ (Ute Hamelmann)
My understanding of art – it’s systemic
KunstNein, ich male nicht gefällig! Neben meinem Dasein als Künstlerin bin ich Historikerin und Systemanalytikerin. Ich beobachte Systeme, lese Strukturen, analysiere Muster und Zeitgeist Phänomene. Es gibt vieles, was mich innerlich disruptiert – und das muss raus aus mir, um mein eigenes systemisches Gleichgewicht zu halten.
No, I do not paint pleasingly! Besides being an artist I am a historian and systems thinker. I observe systems, analyze patterns, read structures – and zeitgeist phenomena. There is much that disrupts me internally. That has to come out of my body and mind so that I can keep my own systemic balance.
Quote
Quotes„Wenn die Realität aber schließlich das Paradox brutaler trifft, als ich es mit Kunst beschreiben könnte, versiegt die Quelle meiner Kreativität aus Scham vor der Banalität.“ (Ute Hamelmann)
„But when reality finally hits the paradox more brutally than I could describe it with art, the source of my creativity dries up out of shame of banality.“ Ute Hamelmann
Spracheskapismen
GedichteFallenlassen in Bedeutungen.
Entschweben aus dem was ist,
mit Worten umfließen
Sphären des baldigen
Vergessen-Sein-Werdens.
Vollkommenes Selbstgenügen
im semantischen Formen
von Verbindungen mit der
Unendlichkeit.
Oh, what a bliss.
U.H.
Berlin Zwei Eins – Lesung
PodcastsGerman Sozialismus 4.0
GedichteHurra, Hurra,
wir gründen jetzt ne‘ Szenebar!
In Berlin Mitte,
gleich unter der Werber-Titte.
Da kommen ganz viel Yuppies hin,
das ist genau der Szene Sinn.
Und weil wir sie hassen, zutiefst verachten,
heißt die Aktion: Den Snob ausschlachten!
Neukommunistische Business-Strategie:
Umverteilung wie noch nie!
Luxus-Pinke-Pinke gleich Mitte-Devisen,
hilft halb Kreuzberg aus den Miesen.
Parole Sofort! Ein jeder häuft an,
Schnöselspesen so viel man kann!
German Sozialismus Vierpunktnull,
dafür nochmal das Näschen full.
(Keine Sorge, der Herr,
auf dem Klo gibt’s noch mehr!
Dit is Berlin, wa?
ROFL und Ha!)
Unser Klassenkampfgewissen?
Auf den Bourgeois wird natürlich weiter geschissen!
Kampf dem Spießer und Fremdkapital,
excusez moi, der Champagner wird schal.
U.H.
Ladekabel Cartoon
CartoonsHamlet (Sandra Hüller) is crying on our behalf
KunstDie große Nacht
KunstAn meiner Wand hängen keine Gespenster
GedichteIch habe nichts außer Worten und Bilder,
keine Macht, kein Geld, keine Position,
keine reichen Eltern,
und keine Lottomillion.
Ich habe keine C-Level-Freunde,
kein Seil, an das ich mich hängen kann,
und keine High-Class-Verwandten,
samt braungelbem Erbe daran.
An meiner Wand hängen keine Gespenster,
ich lebe nicht von vergangenem Ruhm,
ich bin auch kein Influencer,
auf Kosten Anderleuts Eigentum.
Bin weder bequem,
noch bin ich nett,
dien‘ nicht dem System,
geh’ mit keinem ins Bett.
Ich habe nichts außer Worten und Bilder.
U.H.
Das politische Potenzial des Theaters
GedichteRegie
Regieassistenz
Regieassistenzassistenz
Regieassistenzassistenzassistenz
Regieassistenzassistenzassistensassistenz
Regieassistenzassistenzassistenzassistenzassistenz
U.H.