Im Augenblick des Dichtens,
dehnt sich die Zeit,
bleibt plötzlich stehen,
in Gedankenfragmenten
der Erinnerung.
Tiefer und tiefer sinken wir,
dem Ergründen ergeben,
schwerelos und ohne Angst,
um im endlosen Dunkel,
unserer Seelen,
Worte wie “Schlonz”
zu finden.
Gedichte
Irren
Gedichte
(Ein Dramolett)
Sage mir, guter Freund,
was muss ich sein,
dass man mir zutraut,
dass ich selber nicht wüsste,
welch‘ Fehler ich hätt‘?
Dass man wahrhaft glaubt,
dass ich selber nicht wüsste,
welch Wille mich bewegt?
Allein das Urteil
fällen die anderen.
Als ob ES so einfach wäre!
Als ob ICH so einfach wäre!
Lasst euch das eine sagen:
ihr irrt komplett!
Ende vom Dramolett!
Zuggedanken
GedichteWindräder rattern.
Ein Zug, der rollt.
Bäume, die flattern.
Wolkendecke streckenlang.
Wir erreichen Berlin.
Spandau genau.
Frag nicht, wohin die Gedanken ziehn‘.
Unerfülltes Begehren,
dieses und jedes mal.
Schön!
Das große moralische Fressen
GedichteWer die Moral gefressen hat,
hei, der hat’s gut.
Den Bauch voller Werte,
und Gutsein im Blut.
Die Leber, die badet gründlich darin,
sittsame Ordnung, bis unter’s Kinn.
Das Hirn denkt stark und überlegen,
allein die Lust hat was dagegen.
Ich gehe zur Arbeit
GedichteIch gehe zur Arbeit.
Den immergleichen Weg.
Seit zwanzig Jahren schon.
Nehme den immergleichen Bus.
Mein Bussitznachbar,
dessen Namen ich nicht kenne,
ist irgendwann tot.
Jetzt fahre ich mit einem anderen Mann.
Er segelt um die Welt.
Erzählt von Schäkeln und den Antillen.
Ich gehe zur Arbeit.
Den immergleichen Weg.
Seit zwanzig Jahren schon.
Ein Blatt fällt vom Baum,
fünf
Zigarettenstummel auf
dem Gehweg vor
mir an
der Bushaltestelle,
tse,
heut’ ist aber auch alles anders!
Nachtgedicht
GedichteSchmerzesleid.
Herzensweit.
Ungescheit.
Ich weiß.
Pinky Natterton
(Wuthering Heights, 1921)
Nachtwachen
GedichteWachliegen
auf einsamer Ebene.
Vertstreckter Nacken.
Zweckloses Dasein
im Dunkelraum.
Zwischen zwei und halb drei.
Zischendes Rauschen,
schnaufendes Brausen,
Gedankenkopfsausen.
Knarzig schmerzendes Hitzeklopfen:
poch, poch, poch, poch, pause, poch!
Versprechen an mich:
Morgen endlich
den Klempner anrufen!
Mein letzter Gedanke
GedichteWas wird mein letzter Gedanke sein?
Ein Lied vielleicht?
Ein Kuss?
Ein Moment vielleicht?
Ein Genuss?
Was wird mein letzter Gedanke sein,
aus all‘ dem Vielen, Lieben, Schönen, Rechten,
dem Bösen, Schweren, schmerzvoll Schlechten?
So viele Blicke,
so viele Glücke,
kleine und große,
Knödel mit Soße.
Entropie und Systemwiederherstellung
Gedichte
Wüten.
Toben.
Wüten.
Toben.
Wüten.
Toben.
Frieden.
Lieben.
Ende.
Punkt.
Über die Liebe
GedichteLiebe,
oh du tiefstes aller Gefühle!
Unerfindlich, bist du, unergründlich.
Erst wenn man dich vom Ende her denkt,
wehleidig daliegt auf dem Sterbebett’,
schmerzlich und einsam all das vermisst,
was man ach so gerne noch hätt’,
dann weiß man, was du wirklich bist:
Ne Stulle mit Mett.
Legende vom Poète maudit
GedichteAus dem Bedürfnis heraus wird gedacht.
Sagt Adorno.
Aus dem Gefühl heraus wird Poesie gemacht.
Sagt man so.
Wie aber muss man sein als Poet?
Wie jemand,
der arbeitet von früh bis spät?
der über den Dingen steht?
der schreiend am Straßenrand hockt?
den trunken die Alltagsflucht lockt?
der die Gesellschaft verdreht?
der Worte auf Goldwaagen legt?
der einsam sich und unverstanden fühlt?
der rastlos sich durch die Antike wühlt?
der psychisch mäandert?
der träumerisch wandert,
der gefühlig bewegt, sich selbst
und die Welt darum nicht versteht?
Kurzum: Man weiß es nicht!
Finde und ergründe
das Bedürfnis!
Allein aus ihm heraus,
ist,
was entsteht!
(Percy Palaver, Oktober 21)
Traduction française avec intelligence artificielle :
Fastenzeit
GedichteJeder macht ja jetzt Diät,
von morgens früh bis abends spät.
Denn nach dem leberfetten Treiben,
versucht nun standhaft man zu bleiben,
darbt an Zucker, Fett und Kohlhydraten,
Ethanol und manch’ Phosphaten,
ernährt sich nur von dicken Säften,
um Darm und Magen zu entkräften,
trinkt Smoothies, Tees und Detox-Suppen,
will schlank sein wie die Insta-Puppen.
Low-Fat, Low-Carb, Low-Saccharose,
es rutscht schon jetzt so manche Hose.
Heute vier und morgen drei,
stach, stach mit, und hier noch zwei!
Die Kilos purzeln munter,
immer weiter, weiter runter.
Alle diäten wie verrückt,
und sind vom Fasten ganz entzückt.
“Denn wer jetzt noch isst und trinkt,
der ist maßlos und der spinnt!
Bier, Genuss und Völlerei,
all‘ das ist uns Einerlei!“
Intoleranzen, Dünst-Rezepte,
füllen nun die Small-Talk-Sätze.
Böse Fette, ganz versteckte,
und erst die Stoffwechseleffekte!
Ganz Deutschland ist im Fastenfieber,
ach, Deutschland, dick bist du mir lieber!
Das Hipster-Café
GedichteZuckerdosen mit Goldrand
und Jungmadamsen an Tischchen,
sitzen an der Abrisswand.
Auf Omas Sesseln in beige Velours,
ein Herr mit Bart,
einsam, ein bisschen,
wünscht sich was und träumt auch nur.
Suchende Blicke,
Käsensahnestücke.
Die Damen ignorant!
Tragen schwarze Mappen,
und Start-Up-Gedanken.
Ein neues Wasser mit Soda?
Viel Venture-Capital, oder?
Gestrickte Pullis,
Gezückte Kulis,
auf Sofas mit Fransen dran,
grübeln überm Businessplan.
Also, nee!
Da geht der Mann.
40
GedichteDie Frauen werden jammernd und faltig.
die Männer resignieren still versunken.
Und Alkohol wird längst nicht mehr
nur zur Belustigung getrunken.
Paris Bar
GedichteNackte Leiber, Brauntapete.
Ärsche und stand still and rot.
God is busy, Poprakete,
Kippi ist hier niemals tot.
Die Mücke singt.
Der Dicke swingt.
Many Püppchen und Capote,
Romy blickt mit strenger Miene,
Augusts Schildchen, wandvoll Tote.
kokett grinst Zigarettentrine.
Strange Adventures in Berlin,
da musste mit, da musste hin!
Gestern wieder spät gewesen,
in spreegolden Friedrichshain.
Serge lächelt unterm Tresen,
Gout de mar, ganz ungemein.
Je ne sais qoui.
Deux Eau de vie!
Neben mir sitzt Toni,
Erdmann fliegt nach Tinseltown.
en face thront Vroni,
schlürft lila Muschelschaum.
Der blaue Fisch,
zum Russentisch.
Verrückt, verdreht, an Decke
Dadacollage, Weltverkehr,
und vor der Toilette,
geht’s besonders heiß her.
Santé und Laut Hurra,
Du altversaute Paris Bar!
Sinnlos ungereimtes
Gedichtees schopte der hauer,
es sörte gaard,
es zuckte der mayer,
es dürrte matt.
es gryphte der phius,
es klopte stock,
es sternte der morgen,
es mayerte zuck.
es droste die hüls,
es grillte der parz,
es endet hier alles
als ringel mit natz.
Der Vorsatz
GedichteIm neuen Jahr soll es gelingen,
will meine Fehler nun bezwingen.
Ein Prost auf’s „Ich“, wie’s früher war,
ein neuer Mensch im neuen Jahr!
Doch nach den Weihnachtsfeiertagen,
muss ich mich mit den Steuern plagen,
so wird vertragt auf Februar,
der Vorsatz aus dem Januar.
Der Februar ist ach so trist,
dass noch kein Platz für Neues ist.
In diesem neblig Trüben, Nassen,
lässt beileibe kein Entschluss sich fassen!
Wenn erst der März schon wäre …
ach, mit ihm kommt Frühjahrsschwere.
Im April ist sie bezwungen,
doch wird das Haus nun abgewrungen.
Ah, da kommt der Mai,
der ist, wie immer, schnell vorbei.
Im Juni ist es viel zu schön,
um selbstkritisch in mich zu gehn’.
Der Juli, uff, welch große Hitze,
wo ich doch schon beim Nichtstun schwitze!
Nein, so lässt sich nichts kreieren
und auch der Vorsatz muss pausieren.
Im August fang ich sodann,
noch mal ganz von vorne an.
Und just bei dem Gedanken,
gerät mein Vorsatz ganz ins Wanken.
Endlich! Der September bricht herein!
Ich will nun ehrlich mit mir sein,
doch überfällt mich in dieser Situation,
die erste Herbstdepression!
So wird er dann erneut verschoben,
um im Oktober zu geloben,
dass der Vorsatz im November,
noch Zeit hat bis Dezember.
Und am ersten Januar
werde ich getrost gewahr:
Es lässt sich jetzt und eben,
auch ohne Vorsatz sehr gut leben.
Möpse
GedichteWas die Musen sind für die Artisten,
sind Möpse für die Cartoonisten.
Meine männlichen Kollegen,
mussten nur allein deswegen,
zu einer Mopszucht laufen,
um extra Möpse anzukaufen.
Ich mach‘ um Möpse kein Bohei,
ich hab‘ ja von Natur aus zwei!
Am Grab von Heinrich Heine
GedichteIch stand am Grab von Heinrich Heine
und dachte bei mir ganz alleine,
am Grab von Bertolt Brecht,
war’s auch nicht schlecht.
Bob blies Blues
GedichteBob blies Blues beim Blaskonzert,
doch wie Bob Blues blies wars verkehrt.
Bob blies den Blues stets viel zu flott,
und warf die Bluesband aus dem Trott.
Da drohte ihm der Dirigent,
mit Rauswurf aus dem Engagement.
doch Bob blies weiterhin gelassen,
da musste Bob die Band verlassen.
Da dachte Bob, so ist das Leben,
dann jazz ich eben!